Terra preta
Terra preta heißt auf Portugiesisch „schwarze Erde“ und stammt aus dem brasilianischen Amazonasgebiet, wo sie sich in Jahrhunderten entwickelt hat. Die Indios haben sie in langer Kultivierung der dortigen Böden entstehen lassen, weshalb oft der Zusatz de índio für„Indianererde“ genannt wird. Sie ist für den Garten als Pflanzenkohle äußerst wertvoll, denn sie macht Kunstdünger überflüssig.
Was ist Terra preta genau?
Der anthropogene Boden (ein Pretic Anthrosol) ist schwarz und sehr fruchtbar, Forscher entdeckten ihn im Amazonasgebiet um 1960. Sie waren erstaunt, denn Regenwaldboden ist eigentlich karg, er enthält wenig Nährstoffe. Doch diese schwarze Erde war durch Kultivierung entstanden. Die Indios hatten über Jahrhunderte den Boden mit einem kompostierten Gemisch aus Pflanzenresten, Holzkohle und Dung angereichert, das zu unglaublichem Nährstoffreichtum geführt hatte. Die alte Praxis führte nun zu einem regelrechten Boom in Europa: Verschiedene Hersteller bieten inzwischen die schwarze Erde nach dem brasilianischen Vorbild als Substrat an, das den Aufbau von Humus und die Bodenfruchtbarkeit fördert. Die enthaltene Kohle mit ihrer porösen Struktur bietet eine große Oberfläche, auf der sich Mikroorganismen ansiedeln können. Außerdem speichert die schwarze Erde ausgezeichnet Nährstoffe und Wasser. Vorrangig setzt man heute Holz- und Pflanzenkohle sowie Kompost ein.
Wo gibt es Terra preta?
Sie kann hergestellt werden oder z.B. hier bestellt werden. Natürlich bzw. durch Kultivierung über lange Zeiträume entstanden existiert sie im Amazonasgebiet (vorrangig Brasilien) und teilweise noch in anderen feucht-tropischen Gebieten, in denen über lange Zeit Wanderfeldwirtschaft mit gleichzeitigem Brandfeldbau betrieben wurde. Diese ist auch der Grund für die international heftig kritisierten Brandrodungen des brasilianischen Regenwaldes. Vor Ort ist die Schwarzerde meistens in der Nähe von ehemaligen Siedlungsgebieten an einem Fluss zu finden. Länder, in denen auf diese Weise entstandene Schwarzerde vorkommt, sind neben Brasilien auch Ecuador, Kolumbien, Ghana, Liberia, Sierra Leone, Guinea, Indonesien und sogar Deutschland und Schweden. Die Menge solcher Böden wird auf bis zu 10 % im Amazonasgebiet und 0,1 – 1,0 % in anderen Weltregionen geschätzt. Solche Schätzungen sind allerdings sehr grob. Aus dem relativ hohen Vorkommen im Amazonasbecken lassen sich Rückschlüsse ziehen. Vermutlich lebten dort vor rund 3.000 bis 1.000 Jahren bis zu zehn Millionen Menschen, die ihre Böden auf diese Weise kultivierten.
Terra preta: Eigenschaften und Nutzung
Die Speicherfähigkeit der Schwarzerde ist enorm, sie übersteigt die von anderen Erden um ein Vielfaches. Im Detail:
- Stickstoff: 17 t/ha
- Phosphor 13 t/ha
- organischer Kohlenstoff: 250 t/ha
- Pflanzenkohle: 50 t/ha
Beim Kohlenstoff übersteigen diese Mengen die in normalen Erden um den Faktor 70. Da sich sogenannte Terra preta nova künstlich herstellen lässt, ergibt sich hieraus ein gigantisches Potenzial für Gärtner und die Landwirtschaft, das bislang leider noch zu wenig genutzt wird. So dürfte die Schwarzerde imstande sein, die prekäre Überdüngung vieler mitteleuropäischer Felder zu beenden. Natürlich ist für die Erzeugung Biomasse nötig, doch diese lässt sich aus Ernterückständen gewinnen. Schon seit der Erstentdeckung der Schwarzerde ist diese Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Untersuchungen. Es interessieren sich Agraringenieure ebenso wie Anthropologen und Geografen dafür. Vermutlich werden die Erkenntnisse zu dieser wertvollen Erde noch wachsen.